Die Geschichte des Bogens umfasst Jahrtausende der Geschichte. Da diese nicht nur ganze Bände füllen, sondern auch den Rahmen unserer Internetseite gewaltig sprengen würde, haben wir uns dafür entschieden nur einen ganz groben Überblick zu geben. Verschiedene Entwicklungen, wie z.B. die afrikanischen, asiatischen und indianischen Bögen haben wir daher ausgegrenzt, bzw. höchstens kurz angerissen.
Bögen wurden auf jedem Kontinent eingesetzt, die Entwicklungen verliefen jedoch völlig unterschiedlich.
Erste Abbildungen von Bogenschützen finden sich bereits 20.000 - 5000 v. Chr. in Form von Höhlenmalereien. Es wurden überwiegend Jagdszenen dargestellt; weniger Kampfhandlungen. Besonders erfreulich war für Pfeil- und Bogenfans der Fund des Ötzi: Dieser trug hervorragend erhaltene Ausrüstung bei sich und gewährt so Wissenschaftlern und Interessierten einzigartige Einblicke.Unglücklicherweise war Ötzi selbst Opfer eines Schützen: in seiner Schulter wurde eine Pfeilspitze gefunden.
Verwendet wurde in Europa für den Bogenbau vor allem Eiche, in Afrika sind Funde aus Bambusholz belegt; in Ägypten wurde beispielsweise Akazienholz verwendet. Auch ausgefallene Modelle, wie Bögen mit denen Kugeln abgeschossen wurden (Afrika) sind belegt.
Die Römer verwendeten anfangs kaum Pfeil und Bögen. Erst spät heuerten sie Bogensöldner an: nachdem sie mehrere
Schlachten verloren hatten und die Effektivität von Bögen kennen gelernt hatten. Die Bogenschützen kämpften während der Schlacht zusammen mit der Artillerie meist an den Flanken der Infanterie.
Davor waren normalerweise Schleuderer und Plänkler eingesetzt, die die Schlacht eröffneten und sich dann zurückzogen wenn die Hauptmacht vorrückte.
Die Griechen führten zwar ebenfalls Bogenschützen, jedoch empfanden Sie diese Art des Kampfes als feige und bevorzugten daher ihre dicht gedrängte Schlachtformation mit Schwertern und Speeren. Trotzdem kommt dem Bogen in den griechischen Sagen eine wichtige Rolle zu: bei Herkules zum Beispiel oder der Sage der Amazonen.
Währenddessen verwendeten die Wikinger und Normannen, die Alemannen und die
Waliser vorzugsweise Bögen. Diese Völker bzw. Volksstämme hatten den Gebrauch des Bogens perfektioniert und so vielen Kriegern das fürchten gelehrt, selbst unüberwindlich
scheinenden Heeren schmerzliche Verluste zugefügt oder diese gar in die Flucht getrieben.
Die Wikinger z.B. besaßen viele verschiedene Arten von Pfeilspitzen die auf das Ziel angepasst waren: Brandpfeile, die mit teergetränktem Leinen bestückt waren und vermutlich vor allem dazu dienten auf Segel geschossen zu werden oder Hüttendächer in Brand zu stecken. Gegabelte Pfeile wurden vermutlich dazu verwendet um auf Segel oder Tauwerk geschossen zu werden, während der Kavalleriepfeil, eine breite Spitze mit Widerhaken, vor allem dazu diente die Pferde des Feindes niederzustrecken. Die Widerhaken erschwerten das Herausziehen des Pfeiles und wurden auch bei kleineren Modellen für gegnerische Infanterie angewandt. Die Wikinger verwendeten, wie die Engländer, Langbogen mit sehr hohen Zuggewichten. So fand man beispielsweise einen Langbogen in Haithabu mit 1,915 Metern Länge und einer Zugkraft von ca. 90 Pfund. Die Pfeile wurden überwiegend in den Gürtel oder vor sich in den Boden gesteckt. Auch Tabs wurden bereits verwendet. Leider ist jedoch kein Fundstück vorhanden, welches Aufschluss auf die genaue Form geben könnte.
Auch das Volk der Skythen war für seinen Umgang mit Pfeil und Bogen berühmt: im Sommer 2006 konnte die Eismumie eines skythischen Kriegers von einem internationalen Archäologenteam geborgen werden und gewährte durch den hervorragenden Zustand der Fundstücke weitere Einblicke. Die Mumie wird auf ca. 2500 Jahre geschätzt. Erstaunlicherweise war auch der Bogen dieses Kriegers bereits ein Kompositbogen, d.h. aus mehreren Hölzern zusammengesetzt. Dies machte den Bogen für seine Größe enorm leistungsfähig.
Die Sendungen zu dem spekatkulären Fund können Sie sich in der Mediathek des ZDF ansehen.
In England wurde unter Richard II ein Gesetz erlassen, das jeden Mann ab einem gewissen Alter dazu verpflichtete Pfeil und Bogen zu besitzen und mit diesen Waffen regelmäßig an Sonn - und Feiertagen zu üben. Obwohl die englischen Bogenschützen gefürchtete Gegner waren, rangierten sie in der militärischen Rangordnung jedoch ganz weit unten: nur die wenigsten besaßen Schutzrüstungen. Ein besonders gutes Beispiel ist die Schlacht von Hastings: nicht nur deswegen, weil der englische König durch einen normannischen Pfeil ins Auge getötet worden sein soll, sondern auch weil auf dem Bayeux-Teppich dutzende Soldaten durch Pfeile umkommen und so die Effektivität des Pfeilhagels veranschaulichen. Tatsächlich gab es im 15. Jhd. für jeden Ritter im Heer mindestens drei Bogenschützen. Das Verhältnis soll zeitweise sogar 10:1 betragen haben. Da man von einem erfahrenen Bogenschützen pro Minute ca. 12 Pfeile in Richtung Ziel erwartete, kann man sich leicht vorstellen, wie tödlich und dicht so ein Pfeilhagel gewesen war. In der Schlacht von Azincourt (1415) nimmt man an, dass ca. 60.000 Pfeile pro Minute verschossen wurden. Der Pfeilhagel lässt sich somit beinahe mit modernem MG-Feuer vergleichen.
Wie wurden aber die ganzen Waffen beschafft? Im Mittelalter stellte das Beschaffen einer so riesigen Menge an Pfeilen, Bögen und Schützen eine echte Herausforderung dar. 1341 sammelte Eduard III im gesamten Königreich 7700 Bögen und 130.000 Bündel Pfeile ein, welche dann in der Waffenkammer des Towers von London gehortet wurden. Angeblich gab es nach dieser Sammelaktion 1350 im gesamten Königreich England keinen einzigen Pfeil mehr, da der König alles auf seinen Feldzug nach Frankreich mitgenommen hatte.
Material konnte man immer irgendwie beschaffen, aber ohne Schützen nutzten schließlich auch die ganzen Bögen nichts: also brauchte man ständig Männer, die im Bogenschießen ausgebildet wurden. Um dies zu gewährleisten förderte die Monarchie das Bogenschießen und ließ andere Sportarten einschränken. In Turnieren demonstrierten die Bogenschützen ihre Fertigkeiten. Schließlich war um 1360 nicht nur der Export von Pfeil und Bogen verboten, sondern auch die Bogenschützen durften nur mit besonderer Erlaubnis das Land verlassen. Anscheinend fürchtete man, dass sie sich anderen Armeen anschließen könnten.
Während man in Europa vor allem auf Langbögen aus Eiche oder Eibe setzte, erfuhren die Bögen in Asien eine ganz andere Entwicklung. Eibe war das geeignetste Holz und dort nur schwer zu bekommen, weshalb man sich darauf verlegte Kompositbögen herzustellen. Ahornholz wurde z.B. in Fischleim eingelegt und anschließend mit Hornplatten, Tiersehnen etc. verstärkt. Solche Bögen kamen z.B. bei den Persern, den Hunnen, Awaren und Osmanen vor.
Die Form war zumeist reflex und die osmanischen Reiterbögen waren die am weitesten entwickelten. Zum Glück für Europa verloren die Bögen, die durch den Naturleim zusammengehalten wurden, in unserem feuchten Klima an Effektivität. Der Naturleim konnte die Materialien nicht mehr richtig zusammenhalten und wenn dem Schützen der Bogen daher nicht um die Ohren flog, so verlor er doch wenigstens an Wurfkraft und damit an Effizienz.
Später kam die Armbrust auf, die anfangs wesentlich gefährlicher für den Schützen als für den Feind war, da es bei den ersten Modellen mindestens eine Minute dauerte bis der Bolzen eingelegt und abgefeuert war.
Da die Modelle aber immer weiter verbessert wurden, begann die Armbrust bald die Bögen nach und nach zu verdrängen: sie hatte den einfachen Vorteil, dass die Schützen nicht wochenlang trainieren mussten um mit der Armbrust einen tödlichen Schuss hinzubekommen.
Trotzdem blieben gerade in England die Bögen lange Zeit im Einsatz.
Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde das letzte Langbogenregiment von Königin Elizabeth I aufgelöst. Diese Auflösung hatte allerdings zur Folge, dass sich auf den Britischen Inseln schnell Vereine bildeten, die dem Bogenschießen privat weiter nachgingen.
Schließlich trat die Feuerwaffe ihren Siegeszug an und verdrängte so Armbrust und Bogen.
Das Bogenschießen begann erst im 19. Jahrhundert wieder Leute in seinen Bann zu ziehen.
Nicht zuletzt haben Sagen wie Robin Hood dazu beigetragen, die Faszination für das Bogenschießen bei jung und alt zu fördern. Obwohl in einigen Ländern das Jagen mit Pfeil und Bogen immer noch erlaubt ist, erfreut sich Bogenschießen vor allem als Freizeitsport größter Beliebtheit.
Bogenschießen dient als meditativer Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag, als Sport mit dem Ziel auf Turnieren Erfolge zu erzielen und vor allem für Kinder steht der Spaß natürlich an erster Stelle.
Quellen: